Nicht abschliessende Vorstellung einiger Meilensteine der naturhistorischen Sammlungen von JURASSICA (zuvor Sammlungen der Zentralschule von Pruntrut, dann Collège von Pruntrut, Kantonsschule, Gymnasium und Jurassisches Museum für Naturwissenschaften [MJSN]).
Sammlung Eberstein
Als Christian Franz von Eberstein (1719–1797), Domherr des Basler Domkapitels, mit dem Sammeln von wissenschaftlichen Objekten für sein Naturalienkabinett begann, ahnte er noch nicht, dass seine Sammlung eines Tages von Frankreich für die wissenschaftliche Lehre in der künftigen Zentralschule von Pruntrut verwendet werden würde. Diese ursprüngliche Sammlung legt den Grundstein für die Sammlungen von JURASSICA. Erst im März 2004 wurde die zuvor während 200 Jahren in Vergessenheit geratene Sammlung auf Anfrage eines Forschers wiederentdeckt.
Sammlung Thurmann
Jules Thurmann (1804–1855) wurde beauftragt, die wissenschaftliche Lehre am Collège von Pruntrut zu stärken. Bei der Gestaltung des botanischen Gartens war er federführend und gründete ein Geologie- und Mineralogiekabinett, für das er eine Sammlung aufbaute. Die Exemplare seiner Sammlung (Steine, Fossilien und Mineralien) bilden den Ursprung der geologischen und paläontologischen Sammlung des Museums.
Sammlung Frédéric-Louis Koby
Fédéric-Louis Koby wurde 1852 in Delémont geboren und starb 1930 in Pruntrut. Nach seinem naturwissenschaftlichen Studium an der ETH Zürich wurde er zum Professor und Rektor an der Kantonsschule Pruntrut und zum Direktor des botanischen Gartens ernannt. Er ist für seine geologischen und paläontologischen Forschungen bekannt, wovon ein grosser Teil den jurassischen und kretazischen Korallen der Jurakette gewidmet ist. Mehr als die Hälfte der Fossilien der historischen Sammlung des Museums wurden von Frédéric-Louis Koby gesammelt.
Sammlung Scheurer
Gustave Adolphe Scheurer (1818–1892) war ein in Colmar geborener französischer Industrieller. Das Interesse des Wissenschafts- und Kulturliebhabers lag in den Bereichen Geologie, Mineralogie und Archäologie. Unter anderem reiste er auch durch den Jura und stellte eine umfangreiche geologische Sammlung zusammen. Aufgrund der grossen Bekanntheit des Collèges von Pruntrut kam er mit diesem in Kontakt, insbesondere mit Jules Thurmann. Sein Enkel, Maurice Scheurer, schenkte der Kantonsschule um 1950 die mineralogische Sammlung seines Vorfahrens, auf das Versprechen hin, dass in Pruntrut ein Museum errichtet werden würde. Ein Versprechen, das rund 40 Jahre später eingelöst wurde.
Sammlung Frédéric-Edouard Koby
Frédéric-Édouard Koby (1890–1969) wurde in Pruntrut geboren. Der Sohn von Frédéric-Louis Koby war von Beruf Augenarzt und hegte grosses Interesse für Höhlenforschung und Paläontologie. Er erforschte zahlreiche Höhlen und Grotten in der Juraregion. So stellte er eine umfangreiche Sammlung von fossilen Überresten aus dem Quartär zusammen, mit einem besonderen Fokus auf den Höhlenbären. Ein grosser Teil der Quartärsammlung von JURASSICA geht auf ihn zurück, darunter die Sammlung der Höhlen von St-Brais.
Sammlung Juillerat
Edmond Juillerat wurde 1909 in Pruntrut geboren und starb dort im Jahr 2000. Er war ausgebildeter Forstingenieur und für seine Arbeiten im Bereich Mykologie (Pilzkunde) bekannt. Er erstellte wöchentliche Aufzeichnungen der natürlichen Lebensräume im Jura, mit dem Ziel, diese zu bewahren, und sammelte Pilzproben, die er dem kantonalen Gymnasium überreichte. Die Institution wurde 1982 mit einem Gefriertrocknungsgerät ausgestattet und war ab diesem Zeitpunkt in der Lage, eine Sammlung mit rund 1500 Pilzen von über 700 Arten aufzubauen.
Sammlung Montavon
André Montavon wurde 1919 in Cœuve geboren und starb 1994 in Besançon. Er war 1942 in der Résistance aktiv und wurde 1943 von der Gestapo in Besançon festgenommen und zum Tode verurteilt. Aufgrund seiner Schweizer Staatsbürgerschaft und der Intervention seiner Familie wurde er jedoch nicht exekutiert und man wandelte seine Strafe in Deportation um. Er wurde in das Lager Neuengamm (DE) gebracht, wo er bis zu seiner Befreiung am Kriegsende blieb. Danach arbeitete er als Lehrer und reiste viel. So konnte er eine umfangreiche Sammlung von Schmetterlingen aus aller Welt erstellen, wovon ein grosser Teil aus tropischen Exemplaren besteht. Die Sammlung wurde dem Jurassischen Museum für Naturwissenschaften (MSJN) im Jahr 1994 durch seine Ehefrau als Legat übergeben. Die Sammlung Montavon umfasst ungefähr 6000 Exemplare.
Sammlung Kauffmann
Der aus Pruntrut stammende Henri-Paul Kauffmann begab sich arbeitsbedingt nach Asien und lebte während 10 Jahren hauptsächlich in Hongkong und Singapur. Als Liebhaber von Muscheln besuchte er auf seinen zahlreichen Reisen viele Häfen und Märkte in Südostasien. Im Jahr 2003 beschloss das Ehepaar Kauffmann, die von ihnen zusammengestellte Sammlung dem MJSN zu schenken. Die Sammlung umfasst 204 Exemplare der Gattung Cypraea und 176 der Gattung Conus sowie 79 verwandte Arten.
Sammlung Collège de Delémont
Das Collège de Delémont war im 19. Jahrhundert, wie viele andere Bildungsinstitutionen dieser Zeit, im Besitz einer Sammlung von Fossilien, Steinen und Mineralien, die für den Unterricht bestimmt waren. Der Bestand war von Lehrpersonen mit einem Gespür für Erdwissenschaften zusammengetragen worden. Aufgrund der Arbeit von Jean-Baptiste Greppin, der Material für die Erstellung der regionalen geologischen Karte sammelte, konnte der Bestand weiterentwickelt werden. In der Folge bewahrten die an Naturwissenschaften interessierten Lehrpersonen, insbesondere Joseph Rérat, die Sammlungen sorgfältig auf und erweiterten sie. Im Jahr 2004 wurde infolge von Verhandlungen, die mit dem damaligen Sammlungsverantwortlichen am Collège, André Latérali, geführt wurden, beschlossen, die Sammlung dem MJSN zu schenken.
Sammlung Transjurane
Auf der Autobahn und Autostrasse wurden zahlreiche Funde gemacht, was wissenschaftlich und medial nicht nur für internationale Begeisterung für die Paläontologie im Jura führte, sondern auch die lokale Bevölkerung für ihr regionales Kulturerbe sensibilisierte. Die seit 2001 von der Abteilung Paläontologie A16 des kantonalen Amts für Kultur geführten Ausgrabungen entlang der Autobahn und Autostrasse führten zu einer geologischen und paläontologischen Sammlung, die rund 45’000 Exemplare umfasst. Zur Sammlung gehören unter anderem alle Dinosaurierspuren und Fährten, die auf der Autobahnbaustelle gefunden wurden, eine umfangreiche Sammlung von Fossilien jurassischer Wirbeltiere und wirbelloser Tiere sowie känozoische Exemplare aus dem Delsberger Teil des Molassebeckens und aus den Dolinen in der Ajoie. Mit der Schliessung der Abteilung für Paläontologie im Jahr 2018 wurden alle Sammlungen und die dazugehörige wissenschaftliche Dokumentation an JURASSICA übergeben.
Sammlung Fankhauser
Claude Fankhauser stammt aus Pruntrut und hegt eine Leidenschaft für Naturwissenschaften. Während der vergangenen 35 Jahre hat er die Ajoie durchstreift und zahlreiche Fossilien, Steine, Insekten und Pilze gesammelt. Jedes Exemplar wurde inventarisiert und viele davon mit genauen Informationen zu Ort und Datum des Fundes versehen, was der gesamten Sammlung neben ihrem offensichtlichen Wert als Kulturerbe auch einen hohen wissenschaftlichen Wert verleiht. Claude Fankhauser beschloss im Jahr 2023, seine 1300 Exemplare umfassende Sammlung an JURASSICA zu übergeben.
Sammlung Reser
Der ursprünglich aus Ungarn stammende Luzerner Insektenforscher Ladislaus Reser ist ein heute pensionierter Schmetterlingsexperte. Seit 2006 arbeitet er an seinem Forschungsprojekt und führt im Kanton Jura Fangaktionen durch, um die lokale Biodiversität der Nachtfalter zu erforschen. So hat er eine umfassende entomologische Sammlung erstellt, die Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen war. Sein Forschungsprojekt endet im Jahr 2025, danach wird die Sammlung JURASSICA als Legat übergeben. Die Sammlung umfasst bereits 45’000 Exemplare.